Podiumsdiskussion „Wohin steuert der Nahverkehr im Saarland?“

Saarländische Nahverkehrsbranche steht vor weiteren Herausforderungen

Am Rande ihrer Herbstversammlung lud der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen Landesgruppe Südwest am 1. Dezember zu einer Podiumsdiskussion mit der saarländischen Landespolitik ein. Der Zeitraum war bewusst gewählt. Einerseits um zu zeigen, dass auch nach der Verabschiedung des neuen saarländischen Nahverkehrsgesetzes noch immer drängende Fragen offen sind, andererseits um der Politik im anstehenden Landtagswahlkampf einige der zentralen Branchenforderungen mit auf den Weg zu geben.

Der Vorsitzende der VDV-Landesgruppe Südwest, Uwe Hiltmann, machte in seiner Begrüßungsrede deutlich, dass für den Öffentlichen Personennahverkehr sowie dessen Nutzerinnen, Nutzer und Beschäftigte auch in nächster Zeit wichtige Entscheidungen anstehen: „Sinkende Einwohner- und rückläufige Schülerzahlen gefährden die Existenz des ÖPNV im ländlichen Raum. Dabei ist der ÖPNV gerade für junge Familien ein wesentlicher Faktor bei der Wahl des Wohnortes. Die Nahverkehrsbranche benötigt die Unterstützung der Landespolitik bei der Umsetzung von Maßnahmen und Instrumenten zur Sicherung des Nahverkehrs insbesondere auf dem Land, so Hiltmann zu den rund 100 Gästen.

In der folgenden Podiumsdiskussion sprachen die Landtagsabgeordneten Hans-Peter Kurtz (SPD), Peter Strobel (CDU) und Hubert Ulrich (Grüne) sowie MdB Thomas Lutze (Die Linke) mit Saarbahn-Geschäftsführer Andreas Winter, Kommunales Nahverkehrsunternehmen Saarlouis (KVS)-Geschäftsführer Andreas Michel sowie vlexx-Geschäftsführer Frank Höhler über aktuelle Themen der Branche im Saarland.

In der Diskussion wurde deutlich, dass sich die Anforderungen der Nutzerinnen und Nutzer des ÖPNV aber auch die Erwartungen der Politik an die Erbringer von Verkehrsleistungen zunehmend ändern. Barrierefreie Fahrzeuge sind heute schon weitgehend Standard. Bei den Bahnhöfen, Haltepunkten und Haltestellen im Land gibt es aber noch Nachholbedarf. Dies gilt auch für flächendeckende Echtzeitinformationen, digitale Vertriebssysteme und technische Angebote wie W-LAN in Fahrzeugen. „Wenn die politischen Entscheider und die Branche die Chancen der Digitalisierung richtig nutzen, kann der Nahverkehr auch im ländlichen Raum und für neue Kundengruppen attraktiver werden“, so vlexx-Geschäftsführer Frank Höhler im Rahmen der Diskussion.

Einen thematischen Schwerpunkt des Abends bildete die Debatte um den Vorrang eigenwirtschaftlicher Verkehre, die aktuell nicht nur im Saarland, sondern bundesweit intensiv geführt wird. Landesgruppenvorstandsmitglied Andreas Winter warb dabei für die VDV-Position, noch in der laufenden Legislaturperiode des Bundestages eine Präzisierung am PBefG herbeizuführen, die Sozialstandards für Beschäftigte auch bei eigenwirtschaftlichen Verkehren garantiert und die Vorabbekanntmachung als Gestaltungselement der Aufgabenträger stärkt. „Städte, die ÖPNV-Leistungen an ihre eigenen kommunalen Unternehmen vergeben wollen, müssen dies auch weiterhin tun dürfen“, so Saarbahn-Geschäftsführer Winter. KVS-Geschäftsführer Andreas Michel ergänzte, dass das Bespiel seines Betriebes zeige, dass gerade kommunale Unternehmen, die mit wenig öffentlichen Zuschüssen auskämen und bereits gute Restrukturierungserfolge erzielt hätten, besonders gefährdet seien durch eigenwirtschaftliche Konkurrenzanträge.

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