Vorbereitung zur Mitnahme von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen startet
Die Lotsen des mobisaar-Begleitservices werden derzeit von der Miteinander Leben Lernen (MLL) gGmbH gezielt im Umgang von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen geschult, um diese ab April beim Bus- und Bahnfahren begleiten zu können.
Eine kognitive Behinderung liegt vor, wenn Betroffene neue Informationen nicht verarbeiten können oder bereits vorhandene Informationen aus dem Gedächtnis nicht mehr abrufen und anwenden können.
„Zentrales Moment aller Schulungen von MLL ist die Sensibilisierung für die Probleme der Betroffenen und ein damit verbundener Perspektivenwechsel. In der Schulungsreihe werden die Menschen mit geistiger Behinderung eingebunden“, erläutert Andrea Becker, Abteilungsleiterin von Freizeit Inklusive (FI) bei MLL. Die Lotsen erhalten die Aufgabe, Leitfragen für eine Diskussionsrunde mit Betroffenen zu erarbeiten und können diese im Rahmen einer Gesprächsrunde mit jungen Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen stellen. Die Lotsen haben so die Möglichkeit, ihre zukünftige Zielgruppe hautnah zu erleben und sich dadurch ein Bild von ihrer praktischen Tätigkeit zu machen.
Der mobisaar-Begleitservice richtet sich derzeit an Menschen, die sich beim Bus- und Bahnfahren unsicher fühlen, weil sie in irgendeiner Form mobilitätseingeschränkt sind. Dies sind vorwiegend Fahrgäste, die einen Rollstuhl, Rollator oder eine Gehhilfe nutzen, seheingeschränkte oder blinde Menschen, aber auch junge Menschen mit einer Sportverletzung.
Daniel Bieber vom iso-Institut, demnächst saarländischer Beauftragter für die Belange von Menschen mit Behinderungen, erläutert, dass man sich zunächst einmal auf die Entwicklung und Stabilisierung der Abläufe habe konzentrieren müssen. „Nun, wo mobisaar für mehr als 80 % der Saarländer stabil und gut läuft, können wir uns auch Menschen zuwenden, die wir bislang nicht begleiten konnten.“
Der mobisaar-Kooperationspartner Miteinander Leben Lernen (MLL), der bereits seit 2016 Lotsen zu Themen wie „Sensibilisierung und Kommunikation“ oder Konfliktmanagement geschult hat, übernimmt dafür nicht nur die Schulung der mobisaar-Lotsen, sondern gibt gleichzeitig Teilnehmenden seiner Angebote für Menschen mit kognitiven Einschränkungen die Möglichkeit, sich durch speziell dafür geschulten Lotsen begleiten zu lassen.
Andrea Becker von MLL erläutert: „Wir sind sehr froh, diesen Weg mit mobisaar zu gehen zu können! Aus unserer Sicht gewinnen unsere Teilnehmenden enorme Qualität bei der Gestaltung ihrer Freizeit, wenn sie die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen können.“ MLL setzt sich seit vielen Jahren aktiv für das Recht auf ein gleichberechtigtes Leben in allen Bereichen der Gesellschaft ein.
Elke Schmidt, Geschäftsführerin des Saarländischen Verkehrsverbundes und damit verantwortlich für die Koordination von mobisaar, begrüßt die Ausweitung von mobisaar auf die neuen Kunden, weil damit ein weiterer Schritt gegangen wird in Richtung eines ÖPNV für alle. „Es gibt einige Menschen, die etwa ohne Begleitung nicht ihre Verwandten im Krankenhaus besuchen können, weil sie im öffentlichen Raum Angst haben. Denen helfen wir jetzt auch, und das gehört für uns einfach dazu.“
Die Kooperation zwischen mobisaar und Miteinander Leben Lernen (MLL), der saarländische Verein zur Förderung gemeinsamen Lebens und Lernens behinderter und nicht behinderter Menschen, besteht schon seit Anfang des Projekts „mobisaar – Mobilität für alle“. Marion Schumacher vom iso-Institut erklärte, dass die erfreuliche Konsequenz dieses neuen Schrittes ist, „dass wir unsere Dienste nun auch für Gruppen anbieten können, die sonst durchs Netz fallen. Viele dieser Menschen haben ja keine von außen sichtbaren Einschränkungen, können aber ohne Begleitung nicht am öffentlichen Leben teilhaben. Dies ändern wir jetzt und damit sind wir wieder ein kleines Stückchen weiter gekommen auf dem Weg zu einer Mobilität für alle“. Dabei allerdings sind ein paar Dinge wichtig, wie das Vertrauen zwischen Kunden und Lotsen. Beide sollten sich kennen und es sollten auch immer die gleichen Partner zusammen unterwegs sein.
Für Bettina Keßler, Projektkoordinatorin mobisaar (SNS), ist die bevorstehende Ergänzung zum bisher gelebten Begleitservice zusätzliche Motivation, das Projekt mobisaar mit den Projektpartnerinnen und Projektpartnern voranzutreiben. „Wir freuen uns, dass so viele aus dem Lotsenteam an dieser Fortbildung teilnehmen und damit aktiv die zukünftige Zusammenarbeit mit MLL gestalten.“
Projektpartner bei mobisaar sind: die B2M Software GmbH, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH, das DIAKONISCHES WERK AN DER SAAR gGmbH / Bahnhofsmission, das Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e. V. (iso), die Landesarbeitsgemeinschaft PRO EHRENAMT e. V., die Neue Arbeit Saar gGmbH, die Saarländische Nahverkehrs-Service GmbH und der Sozialverband VdK Saarland e. V..