Interview mit Dr. Jan-Philipp Exner, Projektleiter und Digitization Professional am AWS-Institut für digitale Produkte und Prozesse (AWSi), Saarbrücken
Seit April 2019 ist das AWS-Institut für digitale Produkte und Prozesse (AWSi) JobTicket-Kunde. Der saarVV sprach mit Dr. Jan-Philipp Exner, Angestellter des Unternehmens und JobTicket-Nutzer. Der Forschungsschwerpunkt des Stadtplaners mit Studienhintergrund Raum- und Umweltplanung liegt auf den Bereichen Smart Energy, Smart Cities und Smart Mobility – das Thema ÖPNV ist ihm also nicht fremd.
saarVV: Dr. Exner, wie sind Sie und Ihr Unternehmen auf das JobTicket gestoßen?
Ich persönlich kannte das JobTicket aus Kaiserslautern. Deshalb erkundigte ich mich nach gleichen Angeboten im Saarland und stieß auf das JobTicket-Angebot des saarVV. Wir haben intern in Meetings das JobTicket angesprochen und die Möglichkeiten kommuniziert. Schnell fanden sich die notwendigen drei Mitarbeiter, die das JobTicket nutzen wollten. Nach Rücksprache mit der Geschäftsführung wurde der Vertrag mit dem saarVV ausgehandelt. Mittlerweile sind wir bei sieben JobTicket-Nutzern im Unternehmen. Vielen Mitarbeitern ist das Angebot des JobTickets tatsächlich fremd, auch, da unser Institut international aufgestellt ist. Gerade bei unseren ausländischen Kollegen ist das Konzept des JobTickets erklärungsbedürftig, jedoch freuen sie sich über das Angebot. Wir sehen das JobTicket als Möglichkeit, unseren Kollegen eine bessere Vernetzung zu bieten. Dies gilt insbesondere für die Kollegen, die über kein eigenes Auto oder einen Führerschein verfügen. Da das JobTicket auch in der Freizeit genutzt werden kann, erhöhen wir außerdem auch die Möglichkeiten, sich außerhalb der Arbeitszeit zu treffen und auszutauschen.
saarVV: Inwiefern fokussierten Sie sich auf das JobTicket als Mobilitätsalternative?
Grundlegend macht es im Umfeld der Universität Sinn, Bus und Bahn zu nutzen. Das Parkplatzangebot ist hier äußerst begrenzt oder kostenpflichtig. Zudem wohne ich auch in der Saarbrücker City und habe demnach gute Anbindungen an die Uni. Preislich gesehen, ist das JobTicket gegenüber anderen Ticketangeboten attraktiv genug, um es als Alternative zur Nutzung des Autos in Erwägung zu ziehen – quasi das Zünglein an der Waage. Positiv ist auch, dass sich das Unternehmen einbringen kann. Die Unterstützung einer täglichen Mobilität von Mitarbeitern, die zur Entlastung der Straßen und der Umwelt beiträgt, ist auch für eine Firmenkultur von Vorteil.
saarVV: Welche Vorteile und Möglichkeiten sehen Sie beim JobTicket?
Das JobTicket macht den ÖPNV im Saarland attraktiver, da hier ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis vorliegt. Von Angeboten wie dem JobTicket profitieren Fahrgäste und Verkehrsunternehmen. Mehr Menschen nutzen Bus und Bahn, die Taktung kann angepasst und optimiert, die Qualität verbessert werden. Das JobTicket ist eine erste Stufe, um weitergehende Mobilitätskonzepte einzubinden. Dazu können kleinere Busse in ländlichen Gegenden, Multimodalitätsanbindungen von E-Scooter bis Car-Sharing und weitere innovative Verkehrskonzepte gehören.
saarVV: Kann das JobTicket dazu beitragen, für eine Verkehrs- und Umweltentlastung zu sorgen?
Im Saarland herrscht ein besonderes, nahezu emotionales Verhältnis zum Auto. Das hängt auch damit zusammen, dass viele Menschen mit Automobil- und Zuliefererunternehmen in Verbindung stehen. Mit Angeboten wie dem JobTicket können nicht alle Autofahrer überzeugt werden, aber diejenigen, die eine adäquate Alternative benötigen. So kann etwa die Entscheidung beeinflusst werden, ob sich eine Familie ein zweites Auto anschafft, mit allen anfallen Kosten, oder ob sie ihre benötigten Mobilitätsbedürfnisse auch mit dem JobTicket und beispielsweise Car-Sharing lösen kann. Wenn man im Saarland nicht ähnlich verstopfte Straßen haben will wie in Luxemburg, ist es wichtig, den ÖPNV konkurrenzfähiger zu machen. Luxemburg reagiert mit einem kostenfreien ÖPNV, hat aber wohl auch andere politische und finanzielle Möglichkeiten. Im Saarland würde es helfen, die Fahrt mit Bus & Bahn signifikant günstiger zu machen, Linien und Taktung an die Nachfrage anzupassen und so die Einplanung des ÖPNV in die Mobilität der Menschen zu erleichtern. Um die Angebotsplanung weniger starr und flexibler zu gestalten, spielt die moderne Kommunikation über Internet und Apps eine wichtige Rolle. Auch die Gesellschaft und die Wirtschaft können einen Beitrag leisten …
saarVV: … inwiefern?
… die Rushhour-Problematik kann zum Beispiel durch ein Home-Office-System mit Vertrauensarbeitsplätzen entschärft werden. Hier beim AWSi wird uns diese Möglichkeit angeboten, außerhalb der klassischen Bürozeiten ins Unternehmen zu kommen und Arbeiten auch zu Hause zu erledigen. Durch Fertigstellung und Bezug des Scheer-Tower 2 erhöht sich der Kapazitätsbedarf für Fahrten mit Bus und Bahn an die Uni. Das ist auch eine Chance für die Verkehrsunternehmen, auf das erhöhte Angebot durch mehr Fahrten und angepasste Linienplanung zu reagieren – idealerweise proaktiv, bevor es zu Beschwerden kommt. Ich werde auf jeden Fall das JobTicket weiter nutzen und empfehlen.
Hintergrund
Das AWS-Institut für digitale Produkte und Prozesse (AWSi) wurde 2014 mit dem Ziel gegründet, Innovationen und einen anwendungsorientierten Forschungstransfer auf internationalem Niveau zu fördern. Es hat aktuell ca. 75 Mitarbeiter, davon ca. 30 Festangestellte und 7 JobTicket-Nutzer. Inhaltlicher Schwerpunkt des Instituts ist die graduelle und disruptive Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft in unterschiedlichen Branchen. Als eigenständiges Forschungsinstitut arbeitet das AWSi daran, neue Technologien zu entwickeln und Geschäftsmodelle vorauszudenken und legt dabei größten Wert auf die enge Verzahnung von Forschung, Innovation und Praxis. In unterschiedlichen Digital Innovation Labs vernetzt das AWSi Ideen, Technologien und Partner auf einer Plattform. Die Themen des AWSi erstrecken sich von Artificial Intelligence über Digital Realites, ConsulTech, Industrie 4.0, Smart Energy bis hin zu Educational Technology. Für das AWSi sind Innovationen nicht nur neuartige Ideen und Technologien, sondern auch das Erzeugen von wirtschaftlicher Wirkung. Genau das ist das Ziel des Instituts: als Innovationszentrum die digitale Transformation zu ermöglichen und voranzutreiben. Mehr Infos unter: www.aws-institut.de